30.11.2020

PRESSEMITTEILUNG: International - praktisch - technisch: So geht Berufsorientierung in der Euroregion Viadrina

Kurzversion:
Zum Abschluss des Projektjahres zieht die Projektleitung eine positive Bilanz: Interkulturelle Berufsorientierung ist ein vielversprechendes Anliegen. Mit den richtigen Partnern und Ideen könnte sie nicht nur ein Best Practice-Beispiel mit Fortsetzung, sondern ein weiteres Stück Normalität im Schulalltag junger Leute in der Grenzregion Ostbrandenburgs sein. Das Format, international, praktisch und technisch gemeinsam zu lernen - unabhängig von sprachlichen und interkulturellen Hürden - hat viel Potential. In allen Altersgruppen. Aktuell laufen im bbw Ostbrandenburg Gespräche mit weiteren Schulen, um das Projekt fortzusetzen. Mittelfristig könnten die Erfahrungen aus Projekten wie der "1. Deutsch-polnischen Talentwerkstatt" dazu beitragen, dass sich wieder mehr SchülerInnen für Technik und eine Ausbildung in der Region interessieren. Ostbrandenburg braucht Fachkräfte in technischen Berufen. Gemeinsame Projektwochen oder schulische Praktikumsphasen könnten ein Weg sein, wieder mehr Auszubildende in der Euroregion Viadrina zu gewinnen.

Langversion:
40 Schülerinnen und Schüler, je zur Hälfte aus der Bertolt-Brecht-Oberschule in Seelow und der Zespół Szkół Samorządowych, einem Lyzeum in Witnica, haben mitgemacht. Unter Regie der bbw Bildungszentrum Ostbrandenburg GmbH gingen sie Anfang des Jahres 2020 in Frankfurt (Oder) gemeinsam auf die Suche nach ihren handwerklich-technischen Talenten. Dafür wurde eine gemeinsame Woche mit interkulturellen Workshops und praktischem Lernen in den Werkstätten des bbw organisiert. Beim Bauen von Lego-Robotern, beim Ausprobieren von CAD/3D-Druck-Technik und beim Arbeiten mit modernen Maschinen und einfachen Werkzeugen wurden in gemischten Teams beider Schulen Zusammenarbeit und Austausch initiiert. Mit Arbeitsschutzanleitungen in beiden Sprachen und ansonsten in einem munteren Sprachmix wurde an Computern gezeichnet, an CNC-Maschinen justiert, experimentiert, Holz und Metall gebohrt und geschliffen, gefräst und geschnitten, Plastik verbaut und neu gedruckt. So konnten die SchülerInnen ihr unterschiedliches Wissen teilen, sich gegenseitig unterstützen und auch voneinander lernen. Dabei ging es respektvoll zu. Letztlich konnte jedes Team beweisen, dass es nicht nur Lego-Fahrzeuge bauen, sondern durch gemeinsames Programmieren auch zum Fahren bringen kann. Aus 3-D-Konstruktionszeichnungen am Computer entstanden maßstabsgetreue Schachfiguren aus Metall. Aus Holz wurden XXL-Handyhalter hergestellt. Nebenbei gaben die bbw AusbilderInnen Informationen über Holz-, Elektro- und Metallberufe. Auch die Ausbildung und berufliche Chancen in der Region, z.B. bei Unternehmenspartnern des bbw, wurden vorgestellt.

Zum Abschluss des Projektes erhielten alle SchülerInnen einen "Talentepass der Euroregion". Am
30. November 2020 wurde das Projekt beendet. Doch es soll fortgeführt werden, dafür laufen bereits Gespräche mit verschiedenen Schulen.

Malgorzata Krüger, Projektleiterin: "Sechzehn- bis siebzehnjährige Jugendliche mit zwei so unterschiedlichen Sprachen wie Deutsch und Polnisch zur Zusammenarbeit zu bringen ist nicht leicht. Aber mit interessanten Aufgaben gelingt das. Alle SchülerInnen durften sich bei uns handwerklich ausprobieren - ihre Stärken und Talente erproben. Sie haben zusammengearbeitet und für ihre Schulen jeweils fünf komplette Schachspiele und jeweils 10 XXL-Handyhalter produziert. Für sich selbst haben sie Stiftehalter gebaut. Sie sind dabei respektvoll miteinander umgegangen und hatten Spaß - das ist Berufsorientierung hoch fünf. Dafür lassen wir uns mit den Jugendlichen gemeinsam etwas einfallen, was viele Eltern und Schulen ihnen nicht mehr bieten können. Die Schlüssel für Respekt liegen in unseren Werkstätten: Das sind Zusammenarbeit und spannende technische Projekte - selbstbestimmtes Lernen von der Idee bis zur Umsetzung. Wer im Team erlebt, wie aus einem Metallrohling eine gemeinsam entworfene Schachfigur nach Maß wird, die man auf 1000stel Millimeter genau fräsen kann und dafür selbst die Daten eingeben durfte oder, wer aus einer Holzplatte einen gemeinsam designten Handyhalter gebaut hat uns das seiner Schule übergeben kann, ist meist sehr stolz darauf. Ich bin davon überzeugt, dass das Selbstvertrauen schafft und bei der Berufswahl hilft."

Jürgen Weiß, Geschäftsführer, der bbw Bildungszentrum Ostbrandenburg GmbH: "Praktisches Lernen mit Blick auf moderne Berufe sollte viel stärker Teil des Schulunterrichts sein. Dann hätten wir auch wieder mehr SchülerInnen mit klareren Vorstellungen von Berufen - und Fachkräfte für die Unternehmen. Damit könnten wir hier im bbw durchaus schon früh anfangen. Ich sehe diese Art der Berufsorientierung als Unterrichtsformat für Grundschulen, Oberschulen und Gymnasien. Interessant ist, dass wir für diese Idee in den Schulen und Unternehmen viel Zuspruch finden. Und auch die SchülerInnen sind meistens überrascht, dass moderne technische Berufe heute nur noch wenig mit Kraft, Schweiß und schmutzigen Händen zu tun haben. Wir sind hier in der Region auch durch unsere INISEK-Projekte zur Berufsorientierung längst nicht mehr nur Bildungspartner der Unternehmen, sondern inzwischen auch der Schulen und Kommunen. Denn wir gewinnen über Projekte wie diese Azubis und damit künftige Fachkräfte für die regionale Wirtschaft."

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